Steh endlich auf!!!
Möchte nochmal was loswerden zum Thema Behinderte, diesmal ( mal wieder !!) Rollstuhlfahrer.
Hatte das zwar schon ein wenig auf Facebook als Thema, aber hier kann ich noch ein paar Dinge hinzufügen, die mir noch dazu einfallen.
Zum besseren Verständnis, gestern abend kam eine Dokumentation bei RTL, in der der Weg eines komplett querschnittgelähmten Mannes gezeigt wird, der sich einen Schrittmacher einsetzen lässt, um wieder laufen zu können....komplett gelähmt heisst es deswegen, weil sowohl Bewegung, als auch Gefühl ( Sensorik ) durch eine Durchtrennung des Rückenmarks nicht mehr vorhanden sind.
Daneben gibt es noch die inkomplett gelähmten ( dazu gehöre auch ich ), hier sind entweder Bewegungsmöglichkeiten, als auch Sensorik vorhanden, manchmal auch beides ( wie bei mir, wobei es aber zumindest von der Bewegungsfähigkeit her so wenig ist, dass ein Laufen für mich nicht mehr möglich ist ).
Was ich insgesamt gut finde, ist die Tatsache, dass momentan wirklich sehr oft Behinderte in den Medien zu sehen sind..Und hier stimmt auch endlich mal die Behauptung nicht :"Früher war alles besser", denn früher fanden Behinderte medial entweder nur bei "Sehen statt hören" statt ( eine Sendung, die irgendwann morgens in den Dritten lief ), oder aber dann Samstags mittags in dem viertelstündigen "Aktion Sorgenkind" Spot, wobei dann meist nur Ausschnitte von (sportlichen) Höchstleistungen gezeigt wurden, , wohingegen der Alltag einer gelähmten "Monika Mustermann" nie thematisiert wurde.
Aber jetzt durch diese ganzen Diskussionen rund um die Inklusion, ist die Berichterstattung über Behinderte recht vielfältig geworden.
aber gestern abend gab es doch ein paar Dinge in dieser Doku, die ich merkwürdig fand und auch irgendwie einen leicht bitteren Beigeschmack hinterlassen haben.
Es ging schon los beim Titel "Zurück ins Leben"...ich frage mich bei dieser Bezeichnung, welchen Namen dann eine Doku bekommen würde, über Rollstuhlfahrer, die aufgrund von körperlich-medizinischen Gründen nie mehr werden laufen können, heisst die dann "Weg vom Fenster" oder "Tja, Pech gehabt"?
Ich hatte während der ganzen Sendung hindurch den Eindruck, als wären die Rollstuhlfahrer, bei denen ein Laufen nicht mehr drin ist, einfach nicht ehrgeizeig genug, um es zu schaffen.
Eine Freundin von mir ( ebefalls Querschnitte) meinte heute zu, nachdem sie die Sendung auch sah "Mensch, Mensch, Mensch, ich würde ja auch gern wieder laufen, wenn ich nur nicht so stinkend faul wäre".. das ist übrigens ein typisches Beispiel für Rollstuhlhumor, ebenso hat mal vor Jahren Howard Carpendale "unsere heimlich Hymne" namens "Dann geh doch!!" in die Hitparaden gebracht...
Also dieser junge Mann hat sich in der Schweiz einen Schrittmacher in den Beckenbereich einpflanzen lassen, in der Hoffnung, durch diese elektrischen Impulse wieder gehen zu können. Ich kann ja verstehen, dass er alles versucht, seinen gelähmten Zustand zu ändern, er trainiert wohl jeden Tag sehr hart, stärkt unaufhörlich seine Rumpfmuskulatur..sein Vorbild ist der Reporter/Moderator dieser Sendung Markus Holubek, der selbst auch mal im Rollstuhl sass und jetzt wieder laufen kann..Vielleicht hat meine Skepsis ein wenig die Färbung, als würde ich es ihm nicht gönnen..das sicher nicht, aber diese Sendung hat den Anschein erweckt, als ob "nur" ein hartes Training notwendig sei -zusammen mit der Implantation eines Schrittmachers- dass man dann wieder laufen kann, ohne dass dazu ein gewisser Mann im Gewand ( geboren in Bethlehem, hatte es dann später mit dem Kreuz ) seinen "Job" machen muss, jetzt bringt also RTL wieder Lahme zum Gehen.
Aber es ist nun mal so, dass das was dem Moderator passiert ist, fast schon an ein Wunder grenzt und eine absolute Ausnahmeerscheinung ist. Darüber hinaus war/ist seine Lähmung inkomplett gewesen.
Sodass man beide Diagnosen ( komplett/inkomplett) nicht miteinander vergleichen kann. Und es daher durchaus sein könnte, dass der seelische Absturz des komplett gelähmt Mannes gross sein könnte, wenn es vielleicht am Ende doch nicht klappt.
Laufen ist nicht die einzige, erstrebenswerte Option im Leben eines Rollstuhlfahrers, ich denke, es wäre viel wichtiger Wege zu finden, die gegebene Situation zu akzeptieren und nicht daran zu zerbrechen. Darauf etwas aufbauen kann man dann immer noch..
Wobei man aber auch ehrlich sein muss ( hat auch schon Herr Naidoo gesungen ), dass "dieser Weg kein leichter sein wird", zumal Du immer wieder diese Wege neu überdenken musst, weil sie irgendwann nicht mehr passen..und genau in diesem Punkt, findet wirklich eine "erfolgreiche" Inklusion statt, weil "Fussgänger" mit der gleichen Wegsuche konftrontiert sind, als Behinderter vergisst Du das manchmal.
Vielleicht noch etwas Polarisierendes ..ich habe heute auch einen Bericht gelesen über eine Rollstuhlfahrerin, die vom Türsteher einer Disco abgelehnt wurde..Da gab es einen grossen Aufschrei, viele echauffierten sich..aber was ist dann mit potentiellen Discobesuchern, die keinen Zutritt bekommen, wegen falscher Kleidung und eventuell nicht erwünschter, ethnischer Herkunft, oder was es sonst noch so für Gründe gibt...Greift dann hier nicht auch die Integration? Zugegeben eine provokante-Frage,..Aber..ein Discobesitzer kann sich doch raussuchen, wen er in seinen Laden lässt und dort, wo ich nicht rein darf oder kann, da muss ich auch kein zweites Mal hin..und gut ist..ich möchte nicht anders oder besser behandelt werden, sondern "gleich"..
(M)eine Behinderung ist nicht heilbar, sie verschwindet nicht, und ich finde es bisweilen sehr fahrlässig, wenn irgendwelche selbsternannten Gurus Dir einreden wollen, sie können Dich "wieder gesund machen". Ich bin gesund, ich bin nur dann krank, wenn ich einen Schnupfen oder Ähnliches habe...Denkmalschutz in Deutschland empfinde ich beispielsweise als "echte" Behinderung ( Bsp. Heidelberger Schloss ), weil man der Meinung ist, dass eine Rampe oder ein Aufzug die Ursprünglichkeit eines Gebäudes verletzen würde, dass ich aber als Kulturinteressierte "verletzt" werde, weil in diesem speziellen Fall das Grundrecht auf Teilhabe hinter das Recht auf bauliche "Unversehrtheit" eingeordnet wird, darauf wird (bewusst?) nicht geachtet.
In anderen Ländern sieht es da oftmals besser aus, beispielsweise war es für die New Yorker Stadtplaner absolut selbstverständlich, dass an fast allen renommierten Broadway Theatern, die nicht barrierefrei sind, eine Rampe oder einen kleinen Aufzug zu bauen.
Oder in Schottland, da gibt es mancherorts noch nicht mal einheitliche Bestimmungen, aber dann wird nach dem Motto verfahren, "was nicht passt, wird passend gemacht"..Aus diesem Grund war es mir beispielsweise mal vergönnt, direkt auf dem Vorplatz von Schloss Balmoral ( Lisbeth's Datscha) zu parken, weil es auf dem Touristenparkplatz vor den Toren des Anwesens keine speziellen Stellplätze gab.
Da war dann echt was los, weil manche Touris dachten, da käme ein Mitglied der Familie, naja ok als sie dann das deutsche Nummernschild des Subarus entdeckten und der Wagen durch ein paar Querfeldeintouren mehr Schlamm als Lack vorwies, wurden die Kameras wieder eingepackt..;-)
Zum Abschluss, was ist also Inklusion? Das ist ein Prozess, der nicht erst nach zeitaufwendigen Studien und Beobachtungen in Gang kommen soll. Es geht um Akzeptanz für vorhandene Gegebenheiten und wie man sie angleicht, wenn es dabei Defizite geben sollte. Es geht auch darum zu verstehen, dass die meisten Behinderungen eben nicht überwindbar/heilbar sind.
Es geht um Abbau von Berühungsängsten und Aufbau von Verständnis, mehr Lockerheit, weniger Theorie, mehr Praxis. Und vielleicht auch um Genuss.
Hatte das zwar schon ein wenig auf Facebook als Thema, aber hier kann ich noch ein paar Dinge hinzufügen, die mir noch dazu einfallen.
Zum besseren Verständnis, gestern abend kam eine Dokumentation bei RTL, in der der Weg eines komplett querschnittgelähmten Mannes gezeigt wird, der sich einen Schrittmacher einsetzen lässt, um wieder laufen zu können....komplett gelähmt heisst es deswegen, weil sowohl Bewegung, als auch Gefühl ( Sensorik ) durch eine Durchtrennung des Rückenmarks nicht mehr vorhanden sind.
Daneben gibt es noch die inkomplett gelähmten ( dazu gehöre auch ich ), hier sind entweder Bewegungsmöglichkeiten, als auch Sensorik vorhanden, manchmal auch beides ( wie bei mir, wobei es aber zumindest von der Bewegungsfähigkeit her so wenig ist, dass ein Laufen für mich nicht mehr möglich ist ).
Was ich insgesamt gut finde, ist die Tatsache, dass momentan wirklich sehr oft Behinderte in den Medien zu sehen sind..Und hier stimmt auch endlich mal die Behauptung nicht :"Früher war alles besser", denn früher fanden Behinderte medial entweder nur bei "Sehen statt hören" statt ( eine Sendung, die irgendwann morgens in den Dritten lief ), oder aber dann Samstags mittags in dem viertelstündigen "Aktion Sorgenkind" Spot, wobei dann meist nur Ausschnitte von (sportlichen) Höchstleistungen gezeigt wurden, , wohingegen der Alltag einer gelähmten "Monika Mustermann" nie thematisiert wurde.
Aber jetzt durch diese ganzen Diskussionen rund um die Inklusion, ist die Berichterstattung über Behinderte recht vielfältig geworden.
aber gestern abend gab es doch ein paar Dinge in dieser Doku, die ich merkwürdig fand und auch irgendwie einen leicht bitteren Beigeschmack hinterlassen haben.
Es ging schon los beim Titel "Zurück ins Leben"...ich frage mich bei dieser Bezeichnung, welchen Namen dann eine Doku bekommen würde, über Rollstuhlfahrer, die aufgrund von körperlich-medizinischen Gründen nie mehr werden laufen können, heisst die dann "Weg vom Fenster" oder "Tja, Pech gehabt"?
Ich hatte während der ganzen Sendung hindurch den Eindruck, als wären die Rollstuhlfahrer, bei denen ein Laufen nicht mehr drin ist, einfach nicht ehrgeizeig genug, um es zu schaffen.
Eine Freundin von mir ( ebefalls Querschnitte) meinte heute zu, nachdem sie die Sendung auch sah "Mensch, Mensch, Mensch, ich würde ja auch gern wieder laufen, wenn ich nur nicht so stinkend faul wäre".. das ist übrigens ein typisches Beispiel für Rollstuhlhumor, ebenso hat mal vor Jahren Howard Carpendale "unsere heimlich Hymne" namens "Dann geh doch!!" in die Hitparaden gebracht...
Also dieser junge Mann hat sich in der Schweiz einen Schrittmacher in den Beckenbereich einpflanzen lassen, in der Hoffnung, durch diese elektrischen Impulse wieder gehen zu können. Ich kann ja verstehen, dass er alles versucht, seinen gelähmten Zustand zu ändern, er trainiert wohl jeden Tag sehr hart, stärkt unaufhörlich seine Rumpfmuskulatur..sein Vorbild ist der Reporter/Moderator dieser Sendung Markus Holubek, der selbst auch mal im Rollstuhl sass und jetzt wieder laufen kann..Vielleicht hat meine Skepsis ein wenig die Färbung, als würde ich es ihm nicht gönnen..das sicher nicht, aber diese Sendung hat den Anschein erweckt, als ob "nur" ein hartes Training notwendig sei -zusammen mit der Implantation eines Schrittmachers- dass man dann wieder laufen kann, ohne dass dazu ein gewisser Mann im Gewand ( geboren in Bethlehem, hatte es dann später mit dem Kreuz ) seinen "Job" machen muss, jetzt bringt also RTL wieder Lahme zum Gehen.
Aber es ist nun mal so, dass das was dem Moderator passiert ist, fast schon an ein Wunder grenzt und eine absolute Ausnahmeerscheinung ist. Darüber hinaus war/ist seine Lähmung inkomplett gewesen.
Sodass man beide Diagnosen ( komplett/inkomplett) nicht miteinander vergleichen kann. Und es daher durchaus sein könnte, dass der seelische Absturz des komplett gelähmt Mannes gross sein könnte, wenn es vielleicht am Ende doch nicht klappt.
Laufen ist nicht die einzige, erstrebenswerte Option im Leben eines Rollstuhlfahrers, ich denke, es wäre viel wichtiger Wege zu finden, die gegebene Situation zu akzeptieren und nicht daran zu zerbrechen. Darauf etwas aufbauen kann man dann immer noch..
Wobei man aber auch ehrlich sein muss ( hat auch schon Herr Naidoo gesungen ), dass "dieser Weg kein leichter sein wird", zumal Du immer wieder diese Wege neu überdenken musst, weil sie irgendwann nicht mehr passen..und genau in diesem Punkt, findet wirklich eine "erfolgreiche" Inklusion statt, weil "Fussgänger" mit der gleichen Wegsuche konftrontiert sind, als Behinderter vergisst Du das manchmal.
Vielleicht noch etwas Polarisierendes ..ich habe heute auch einen Bericht gelesen über eine Rollstuhlfahrerin, die vom Türsteher einer Disco abgelehnt wurde..Da gab es einen grossen Aufschrei, viele echauffierten sich..aber was ist dann mit potentiellen Discobesuchern, die keinen Zutritt bekommen, wegen falscher Kleidung und eventuell nicht erwünschter, ethnischer Herkunft, oder was es sonst noch so für Gründe gibt...Greift dann hier nicht auch die Integration? Zugegeben eine provokante-Frage,..Aber..ein Discobesitzer kann sich doch raussuchen, wen er in seinen Laden lässt und dort, wo ich nicht rein darf oder kann, da muss ich auch kein zweites Mal hin..und gut ist..ich möchte nicht anders oder besser behandelt werden, sondern "gleich"..
(M)eine Behinderung ist nicht heilbar, sie verschwindet nicht, und ich finde es bisweilen sehr fahrlässig, wenn irgendwelche selbsternannten Gurus Dir einreden wollen, sie können Dich "wieder gesund machen". Ich bin gesund, ich bin nur dann krank, wenn ich einen Schnupfen oder Ähnliches habe...Denkmalschutz in Deutschland empfinde ich beispielsweise als "echte" Behinderung ( Bsp. Heidelberger Schloss ), weil man der Meinung ist, dass eine Rampe oder ein Aufzug die Ursprünglichkeit eines Gebäudes verletzen würde, dass ich aber als Kulturinteressierte "verletzt" werde, weil in diesem speziellen Fall das Grundrecht auf Teilhabe hinter das Recht auf bauliche "Unversehrtheit" eingeordnet wird, darauf wird (bewusst?) nicht geachtet.
In anderen Ländern sieht es da oftmals besser aus, beispielsweise war es für die New Yorker Stadtplaner absolut selbstverständlich, dass an fast allen renommierten Broadway Theatern, die nicht barrierefrei sind, eine Rampe oder einen kleinen Aufzug zu bauen.
Oder in Schottland, da gibt es mancherorts noch nicht mal einheitliche Bestimmungen, aber dann wird nach dem Motto verfahren, "was nicht passt, wird passend gemacht"..Aus diesem Grund war es mir beispielsweise mal vergönnt, direkt auf dem Vorplatz von Schloss Balmoral ( Lisbeth's Datscha) zu parken, weil es auf dem Touristenparkplatz vor den Toren des Anwesens keine speziellen Stellplätze gab.
Da war dann echt was los, weil manche Touris dachten, da käme ein Mitglied der Familie, naja ok als sie dann das deutsche Nummernschild des Subarus entdeckten und der Wagen durch ein paar Querfeldeintouren mehr Schlamm als Lack vorwies, wurden die Kameras wieder eingepackt..;-)
Zum Abschluss, was ist also Inklusion? Das ist ein Prozess, der nicht erst nach zeitaufwendigen Studien und Beobachtungen in Gang kommen soll. Es geht um Akzeptanz für vorhandene Gegebenheiten und wie man sie angleicht, wenn es dabei Defizite geben sollte. Es geht auch darum zu verstehen, dass die meisten Behinderungen eben nicht überwindbar/heilbar sind.
Es geht um Abbau von Berühungsängsten und Aufbau von Verständnis, mehr Lockerheit, weniger Theorie, mehr Praxis. Und vielleicht auch um Genuss.
zwei-cent-senfglas - 26. Mai, 23:31
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